Unter dem Ausstellungstitel “Prinzip Zufall” formieren sich unterschiedliche Arbeiten, die als Grundlagenforschung gelten können: Allen Arbeiten gemein ist die Frage nach künstlerischen Verfahrenstechniken, ohne die notwendige Demut gegenüber den nach wie vor unbekannten künstlerischen Prozessen zu verlieren. Denn offen ist, wo und an welcher Stelle Kunst ensteht. Ist es die Galerie bzw das Museum, das das Material erst zur Kunst adelt? Definiert sich Kunst über den Preis, über ihren reichweitenstarken Buy-Out oder den unausgesprochenen gemeinsamen Geschmack? Ist Kunst, was schlicht gefällt, worunter dann auch und gerade die angewandten Künste fallen würden? Obliegt die Frage schließlich einem virtuosen Geniebegriff, hinter dem sich handwerklich-technische Raffinesse bzw die totale Affirmation sozialer Netze verbirgt?
Folgen Prozesse und Verfahren einem Zweck, zB der betriebsbedingten Produktion von Kunst, kann von Kunst weder im engen Sinne, noch weniger von freier Kunst gesprochen werden, denn allein dieser Regel zu folgen hieße, die unabdingbare Regellosigkeit der Kunst zu ignorieren.
Nur scheinbar zufällig und umso willkürlicher gerät hübsche Dekoration und schlechter Geschmack in den Stand bildender Kunst. Denn kuratorisches oder kommerzielles Kalkül täuschen nicht über ihre Zweckbestimmung hinweg. Davon unterschieden werden Prozesse, die sich ihrer eigenen Unabsehbarkeit ausliefern, dh sich also in bestimmten Phasen zufällig organisieren. So werden Produktionen unterminiert und subvertiert, Bildern widerfährt eine mehrschichtige, komplexe Deutungspluralität, Verfahrenswege werden undeutlich und vage. Unbestimmbarkeit wird zum Maßstab, der Zufall zum fundamentalen Prinzip künstlerischer Emanationen, der Beliebigkeit und Willkür ersetzt.