Welche Geräusche würde ein Bonsai-Baum von sich geben, könnte er sich artikulieren? Unter anderem diese Frage hat der Hamburger Künstler Romeo Grünfelder in der Galerie Ruzicska Weiss beantwortet: Während man hier schaut, seufzt das Gewächs der Hochkultur aus dem Hinterzimmer. Verkabelt und an einen Lautsprecher angeschlossen steht es auf einem Podest. Ein erdenschwerer Baum-Zwerg. Kunst zum Schmunzeln.
Grünfelders Arbeiten spielen mit dem Verblüffungseffekt und den Fragen, die sich der Betrachter stellt. So auch bei der Tür, die in einer Raumecke hängt und vor der ein Hammer liegt. "Herrgottswinkel" so der Titel. Was steckt dahinter? Warum dieser Titel? Oder das Renn-Motorrad, das in eine Matratze gewickelt ist und nun gefangen an einer Wand in der Galerie lehnt. Würde es nicht besser gefahren werden?
Neben Installationen und Skulpturen, die auch Elemente eines derangierten Filmsets sein könnten, zeichnet sich Grünfelders Werk insbesondere durch seine eigenwilligen Filme aus. Allen gemeinsam ist die wunderlich-bizarre Atmosphäre: In Jimmy Jenseits erzählt ein alternder Seemann offenherzig, was sein Leben würzt, Shahrzadeh Scampolo berichtet von einer märchenhaften Liaison mit dem Prinzen von Persien bei Vollmond, im Film desire – The Goldstein reels verschwindet eine Frau vor laufender Kamera und bei naissance d’un objet ist das verschwundene Objekt nur noch zu erahnen.
Unter dem Titel "Nelson Effect" erscheint er im Mai im Green-Box-Verlag. Es geht darin um einen Psycho-Physiker, der in wilden Experimenten Zeit und Raum aufhebt. Der Zeichen- und Erzählstil erinnert an den Comic-Revolutionär Möbius.
Zum Schluss verweilt der Blick auf einem leeren Podest. Kein Kunstwerk zu sehen. Wirklich nicht? Der Betrachter kann den Blick nicht abwenden und macht das Holzpodest so selbst zur Kunst, die die Gedanken beschäftigt. |