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Axel Schütte
"The Jack Goldstein Connections" in der Galerie Beckers
Flackernde Farbgewitter
FAZ 09.01.2010

 

Bis Oktober konnte man bei der Erwähnung seines Namens selbst in interessierten Kreisen noch einige Verblüffung ernten. Wenige nur hatten auch in Frankfurt je von ihm gehört, manch einer immerhin von seinen Filmen, kaum jemand von den Schallplattenarbeiten, und allenfalls Künstler und Museumsleute - auch wir nicht - kannten seine Malerei. Ein Geheimtipp, ein Vergessener sei dieser Jack Goldstein, hieß es im Vorfeld der höchst sehenswerten und noch bis 10.Januar laufenden Retrospektive im Museum für Moderne Kunst, ein Visionär gar, dessen Definition der Realität als das, was sich potentiell unendlich und möglichst perfekt reproduzieren lasse, das digitale Zeitalter und die Epoche der medialen Bilder vorwegzunehmen scheint.

Vor allem aber gilt Goldstein, der sich 2003 das Leben nahm, geradezu als Inbegriff des "Künstler-Künstlers", dessen Bedeutung gerade für junge Künstler aller Medien seine öffentliche Wahrnehmung exponentiell übersteigt. Dass das keine Floskel ist, zeigt jetzt eine Ausstellung in der Frankfurter Galerie Anita Beckers (Frankenallee 74), die vier abstrakte Airbrush-Bilder Goldsteins mit Arbeiten fünf vorwiegend junger Künstler konfrontiert, deren Positionen mal mehr, mal weniger deutlich an Themen und Strategien Goldsteins anschließen, ohne dessen Werk schlicht zu illustrieren. Dabei liegt der Akzent auf kontextuellen und medialen Verschiebungen.

Wenn etwa die Schweizer Künstlerin Monica Jäger für ihre mit äußerster Sorgfalt entworfene Zeichnungsserie "half forgotten dreams" Medienbilder vom Start der Apollo 11 auf Fernsehbildschirme eingraviert, wenn Clare Langan in ihrem 2002 entstandenen Film "Glass hour" die Ästhetik von Katastrophenbildern, ewigem Eis oder glühenden Vulkanlandschaften beschwört und wenn schließlich Bjørn Melhus für "Murphy" zur Tonspur des Kinofilms "Blue Thunder" ein flackerndes Farbgewitter über die Leinwand jagt, dann erscheint die Verbindung zu Goldsteins Realitätsbegriff einerseits, zur Strategie medialer Verschiebung andererseits evident. Derweil nähert sich Romeo Grünfelder mit seinem vor drei Jahren auf 16 Millimeter gedrehten Film " " gleichsam vond er entgegengesetzten Seite.

"Ich wollte einen Film mit einem Ertrinkenden machen", hat der 1945 im kanadischen Montreal geborene Goldstein einmal gesagt. "Stattdessen hab ich eine Schallplatte mit einem Ertrinkenden gemacht." Grünfelder liefert und en Film zum Zitat - als leicht verwackelte Fake-Doku, auf die selbst Anita Beckers hereingefallen ist. Die Irritation aber, die von " " ausgeht, geht am Ende deutlich tiefer, verführt doch die Arbeit mit subtilen Mitteln den Betrachter, sie als eine Allegorie auf Goldstein selbst zu lesen. Und doch sind es neben Melhus' Videoinstallation die Arbeiten Gregor Hildebrandts, die in der "The Jack Goldstein Connections" überschriebenen Schau den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen.
Seit Jahren schon sind dem 1974 in Bad Homburg geborenen Künstler vor allem die Bänder von Musikkassetten das Material für seine Malerei, Objekte und mitunter gewaltigen Installationen. Hier hat er darauf verzichtet, wie in der Berliner Auguststraße die ganze Fassade des Gebäudes mit einem Bändervorhang aus der Musik von The Cure und Ivan Rebroff, Nick Cave, Bob Marley oder dem "Hithaus Ramba Zamba" zu verhüllen. Ganz wunderbar sind seine Exponate, wie das monochrome "Ach, wenn ich nicht so hungrig wär, wie glücklich könnt ich sein (Malaria)" in Tape auf Leinwand oder die wie ein Spitzendeckchen aus einer Langspielplatte herausgeschnittenen "Hollywood-Träume" trotzdem.

Bis 6. Februar dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr geöffnet.