Um die Frage nach der Existenz von akausalen Korrelationen in konkreten mechanischen Systemen zu überprüfen, wurde das Eisenbahnexperiment entworfen und realisiert.
Bei diesem Experiment handelt es sich um folgende Anordnung: Eine Modelleisenbahnlokomotive durchläuft ein Kreisoval mit einer Ausweichstelle, deren Eingangsweiche elektrisch gesteuert wird. In jeder Runde tut dies ein PC zum Zeitpunkt des Durchfahrens einer Lichtschranke. Der Zufallsgenerator ist in der Software jedes PC enthalten und erzeugt seine zwei möglichen Werte mit einem exakt definierten Wahrscheinlichkeitsverhalten von 50:50. In Abhängigkeit seines aktuellen Wertes wird die Weiche in eine der beiden Positionen geschaltet. Durchläuft dabei die Lokomotive den äußeren Zweig der Ausweichstelle, so wird sie, gesteuert von einem durch eine Lichtschranke ausgelösten Impuls abrupt umgepolt, fährt über die Weiche zurück und setzt ihren Weg nach einer weiteren Umpolung entlang der inneren Verzweigung ungestört fort. Welchen Weg die Lok also nimmt, hängt also allein von einem Zufallswert ab, der aufgrund der Unberechenbarkeit aller Parameter unbestimmt ist.
Vor der Erläuterung zur Durchführung und zu den Ergebnissen des Experiments, ist es nötig, den Begriff Zufall näher zu bestimmen.
Unter einem Zufall versteht man im mathematischen Sinn das Eintreten eines unter mehreren möglichen Ereignissen, wobei die Eintrittswahrscheinlichkeiten dieser Ereignisse als Zahl bekannt sind. Im realen Leben sind die Wahrscheinlichkeiten des Auftretens komplexer Ereignisse zumeist unbekannt. Subjektiv erleben wir Zufall oft als das Zusammentreffen eher unwahrscheinlicher Ereignisse. Den meisten Menschen ist auch das Phänomen der „sinnvollen“ Zufälle bekannt: Man denkt morgens an ein Buch, das man schon vor Jahren gelesen hatte, geht zur Arbeit und sieht eben jenes Buch in der Auslage einer Bücherei, an der man täglich vorbeigeht. Oder man erinnert sich spontan an jemanden, den man schon seit Wochen nicht mehr gesehen hat. Kurz danach ruft er uns an und erkundigt sich nach unserem Befinden. Hier verbinden sich also zwei voneinander unabhängige Kausalketten an einer Stelle, die für uns als Subjekte einen sinnhaften Zusammenhang ergibt und damit Bedeutung erhält. Der Ihnen bekannte Tiefenpsychologe C.G.Jung glaubte in solchen Ereignissen eine systematische Fähigkeit der menschlichen Seele zu erkennen, Sinnzusammenhänge zwischen psychischen Prozessen und Vorgängen der materiellen Welt herzustellen und bezeichnete diesen Vorgang als Synchronizität.
Diese – wenn man so will -„synrchonistischen“ Phänomene versuchen wir in Experimenten, wie hier zB im Eisenbahnexperiment, möglichst frei von verfälschenden Einflüssen zu objektivieren, um die Vorgänge und Effekte in möglichst reproduzierbarer Weise untersuchen zu können.
Unter Zugrundelegung der statistischen Gesetze erwarteten wir also bei einer hinreichend großen Anzahl von Runden der Modellbahn, dass sich eine Gleichverteilung der durchlaufenen Strecken ergibt. In Realität allerdings zeigte sich allerdings in durchgeführten Experimenten wiederholt und überraschend eine deutliche, statistisch signifikante Verschiebung dieser Verteilung in Richtung der inneren, umpolungsfreien Strecke. In der ersten Anlage des Experiments mit c.a. 10.000 Durchläufen lag offensichtlich eine Korrelation zwischen den vom PC produzierten Zufallszahlen vor (, und zwar zu Zeitpunkten, zu dem die Lokomotive durch die auslösende Lichtschranke fuhr). Unserer Hypothese zufolge verweist dieses Ergebnis darauf, dass ein Zufallsprozess von einem System beeinflusst werden kann, obwohl er kausal mit dem System in keiner direkten Verbindung steht.
Allerdings wissen wir auch, daß wegen des imanenten Declineeffektes in noch so präzise angelegten Experimenten ein reproduzierbarer Effekt nur eingeschränkt gelingen kann. Dennoch deuten viele ihrer Ergebnisse (siehe etwa die Rhine’schen Versuche oder das gegenwärtig laufende Langzeitexperiment des „Global Conscioussnes Project“ ) auf einen derartigen Effekt hin, genauso wie das eben beschriebene Eisenbahnexperiment. Sollten sich diese Ergebnisse reproduzieren lassen, so kann davon ausgegangen werden, dass es tatsächlich eine nicht kausale Korrelation zwischen Systemkomponenten und Zufallsprozessen gibt.
Prof. Dr. Johannes Hagel, Düsseldorf/Berlin, Mai 2010
Siehe auch Audioguide zum Eisenbahnexperiment, Eisenbahnexperiment, Dauer 02.53min
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